21

 

„Meine Güte!“, keuchte Tess. Ihr wurde ganz flau, als sie vor Dante in die Knie ging und die Wunde untersuchte. Er saß auf dem Rand der weißen Badewanne und hatte nur noch seine zerfetzte Drillichhose an. Die Stichwunde an seinem Oberschenkel war nicht so schlimm, wie es auf den ersten Blick im Wohnzimmer den Anschein hatte. Aber bei all dem Blut -  Dantes Blut -  im hellen Licht des Badezimmers rebellierte doch ihr Magen, und ihr war leicht schwindelig. Sie musste sich am Wannenrand festhalten, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren. „Entschuldige, normalerweise bin ich nicht so zart besaitet. Ich meine, in der Klinik sehe ich viele üble Verletzungen, aber …“

„Du musst das nicht machen, Tess. Ich bin daran gewöhnt, selbst für mich zu sorgen.“

Sie sah ihn zweifelnd an. „Der Menge Blut nach würde ich sagen, die Wunde ist ganz schön tief. Das muss genäht werden, und es braucht eine Menge Stiche. Irgendwie glaube ich nicht, dass du das selbst tun willst, oder? Übrigens musst du in jedem Fall deine Hose ausziehen. Solange du die anhast, kann ich nicht viel tun.“

Als er sich nicht rührte, runzelte sie die Stirn. „Willst du weiter hier sitzen und mir die Fliesen vollbluten?“

Er sah ihr in die Augen, zuckte leicht mit den Schultern, erhob sich und knöpfte sich den Hosenbund auf. Als er den Reißverschluss herunterzog und seine Tattoos und das dunkle, buschige Schamhaar zum Vorschein kamen, begannen Tess’

Wangen zu glühen. Herrje, nach letzter Nacht hätte sie eigentlich wissen müssen, dass er weder der Typ für Boxershorts noch für Slips war.

„Oh … hier ist noch ein Handtuch“, sagte sie und nahm eins vom Haken, damit er es sich umlegen konnte.

Sie drehte sich um, während er sich vollends auszog, auch wenn es für Sittsamkeit ein bisschen spät schien, wenn man bedachte, was sie letzte Nacht getan hatten. Seine Nähe und der Umstand, dass er bis auf das Stückchen Frottee praktisch nackt war, machten das Bad eng wie einen Schrank und feucht wie eine Sauna.

„Also, erzählst du mir jetzt, was passiert ist?“, fragte sie ohne ihn anzusehen und beschäftigte sich mit der kleinen Notfallapotheke, deren Bestandteile sie auf der Ablage über dem Waschbecken anordnete. „Was hast du heute Nacht angestellt, um dir das scharfe Ende eines offenbar ziemlich großen Messers einzuhandeln?“

„Es war alles ganz normal. Mein Partner und ich waren dabei, einen Dealer dingfest zu machen, dabei stieß ich auf ein paar Hindernisse. Die musste ich beseitigen.“

Beseitigen.  Tess verstand instinktiv, wovon er eigentlich sprach. Sie legte eine Mullbinde auf den Waschbeckenrand. Sein kühles Eingeständnis ließ sie innerlich schaudern. Ihr gefiel nicht, was sie da zu hören bekam, aber er hatte ihr geschworen, dass er zu den Guten gehörte. Vielleicht war es verrückt, doch sie glaubte ihm.

„Na schön“, sagte sie. „Dann lass mich mal dein Bein begutachten.“

„Wie gesagt, ich werd’s überleben. Ich glaube, es ist lange nicht so schlimm, wie du befürchtet hast.“

Tess lugte über ihre Schulter, musterte ihn und erwartete, eine scheußliche offene Wunde zu erblicken. Aber er hatte recht, es war halb so schlimm. Unterhalb des Handtuchs, das seine Lenden und den halben Oberschenkel bedeckte, war lediglich ein sauberer Einstich zu sehen, der nicht mal sonderlich tief schien. Vielleicht einen Zentimeter. Sie starrte hin. In diesem Moment hörte die Wunde auf zu bluten.

„Nun, das ist ja … eine große Erleichterung“, sagte sie verblüfft, war aber froh, dass ihre Besorgnis sich als übertrieben erwies. Sie zuckte die Achseln.

„Okay. Ich denke, wir säubern die Wunde und verbinden sie.

Danach bist du so gut wie neu.“

Sie drehte sich wieder zum Waschbecken, befeuchtete einen sauberen Lappen unter dem Wasserhahn und tropfte ein desinfizierendes Mittel auf das Frotteegewebe. Dante erhob sich, machte einen halben Schritt auf sie zu und stand plötzlich hinter ihr.

Er entfernte den Clip, löste den nachlässigen Knoten, und das befreite Haar fiel ihr in Wellen über die Schultern.

„Das ist besser“, sagte er langsam und sanft mit dunkler Sinnlichkeit in der Stimme. „Dein schöner nackter Hals hat mich zu sehr abgelenkt. Unter diesen Umständen ist alles, woran ich denken kann, wie gern ich meinen Mund auf dich legen möchte.“

Tess stockte der Atem. Für eine Sekunde wusste sie nicht, sollte sie regungslos verharren und hoffen, er würde von ihr abrücken, oder sollte sie sich ihm zuwenden, bereit für jede Verrücktheit, die sich heute Nacht -  wieder -  ergeben mochte?

Sie schob sich langsam zwischen das Waschbecken und Dantes spärlich bedeckten Körper. Die Tätowierungen auf seiner nackten Haut waren aus der Nähe fast hypnotisch. Ein verschnörkeltes Geäst von geometrischen Symbolen und wirbelnden Kreisen spielte und changierte in einem ganzen Spektrum von Farbtönen

-  von Rostrot über Gold und Grün bis zu Pfauenblau.

„Gefallen sie dir?“, murmelte er und folgte ihrem Blick über die sonderbaren, ineinandergreifenden Muster und herrlichen Farben.

„Ich habe so etwas noch nie gesehen. Ich finde sie umwerfend, Dante. Sind sie von Stammeszeichen inspiriert?“

Er zuckte vage mit den Schultern. „Ist eine Art Familientradition. Mein Vater war ähnlich tätowiert, davor sein Vater und davor alle anderen Männer in unserer Linie.“

Wow! Wenn alle Männer in Dantes Familie so ähnlich aussahen wie er, mussten sie eine verheerende Wirkung auf die Frauenwelt gehabt und reihenweise Herzen gebrochen haben.

Als sie sich ins Gedächtnis rief, wie weit runter die Tätowierungen unter dem Handtuch gingen, bekam sie ein heißes Gesicht und wurde rot.

Er schmunzelte wissend.

Tess schloss die Augen und bemühte sich um gleichmäßige Atmung. Dann sah sie ihn wieder an, nahm den warmen, nassen Lappen und tupfte damit die Blutspuren aus seinem Gesicht.

Das halb getrocknete Blut an seinen Händen wischte sie ebenfalls weg. Seine Finger waren lang und groß und ließen ihre zwergenhaft wirken, als seine Hand die ihre umschloss.

„Ich mag es, wenn du mich berührst, Tess. Ich wollte deine Hände auf mir spüren, seit ich dich zum ersten Mal gesehen habe.“

Sie suchte seinen Blick, Erinnerungen an die vergangene Nacht überfluteten ihre Gedanken. Der whiskygoldene Schimmer in seinen Augen zog sie magnetisch an und verriet ihr, dass es wieder passieren würde: ihre beiden nackten Körper, die sich vereinigten. Sie hatte deutlich das Gefühl, dass diese heftige erotische Spannung zwischen ihnen immer bestehen bleiben würde. Etwas in ihr zog sich bei diesem Gedanken zusammen, und dieser seltsame, sinnliche Hunger tief in ihrem Inneren erblühte mit voller Kraft. Sie bekam weiche Knie.

„Lass mich jetzt … das Bein ansehen …“

Sie kniete sich wieder hin, und da, wo das umgelegte Handtuch sich mit einem Schlitz an seiner Hüfte teilte, folgte sie dem muskulösen Umfang seines Schenkels mit den Augen. Die Wunde hatte gänzlich aufgehört zu bluten, und sie säuberte den Bereich behutsam, sich der männlichen Schönheit seines Körpers nur allzu bewusst; der Kraft in seinen festen Beinen; der weichen, lohfarbenen Haut, die sich über den Wölbungen seiner Beckenknochen spannte. Als sie den Lappen wieder zur Wunde führte, spürte sie, wie unter dem Handtuch sein Geschlecht erwachte, und sein aufgerichteter Schwanz streifte ihr Handgelenk, als sie die Hand zurückzog.

Tess schluckte, ihr Hals war wie ausgetrocknet. „Ich lege jetzt den Verband an.“

Sie ließ den Waschlappen in das Becken fallen und wollte nach der Mullbinde greifen, aber Dante fasste ihre Hand. Er hielt sie in seinem warmen Griff und streichelte sacht mit seinem Daumen über ihre Haut, als bäte er wortlos um ihre Erlaubnis. Als sie ihre Hand nicht wegzog, sondern sich nur umdrehte, um ihn anzusehen, funkelten seine Augen. Ihr Zentrum schien zu glühen; eingefasst von einer Farbe wie dunkler Bourbon.

„Ich sollte von dir wegbleiben“, sagte er mit tiefer, belegter Stimme. „Ich sollte, aber ich kann nicht.“

Er umfasste ihren Nacken mit seiner riesigen Hand und zog sie sanft zu sich heran. Die Zentimeter Platz zwischen ihnen verschwanden. Er senkte seinen Mund, und Tess seufzte tief beim Ausatmen, als seine Lippen sich für einen langsamen, süßen Kuss auf ihre legten. Eine seiner Hände wanderte zu ihrem Kreuz und schob sich unter ihr Hemd. Seine Berührung war heiß, und seine Fingerkuppen hinterließen kleine Pfade aus Elektrizität auf ihrer Wirbelsäule, als er zärtlich ihre nackte Haut streichelte.

Dantes Kuss wurde stürmischer, seine Zunge drängte sich in ihren Mund. Tess öffnete sich ihm und stöhnte, als die harte Länge seiner Erektion sich gegen ihren Bauch presste. Begierde schoss durch ihren Körper, nass und schmelzend. Seine Hand schob sich langsam an ihren Rippen entlang bis unter eine ihrer schweren Brüste, wog das Gewicht und tastete dann nach ihrer aufgerichteten Brustwarze. Eine wollüstige Gänsehaut ließ ihren ganzen Körper erschauern. Sie verzehrte sich nach seiner Berührung. Für eine ganze Weile war es still bis auf das Geräusch ihres gemeinsamen Atmens und das gegenseitige zärtliche Streicheln auf ihren Körpern.

Sie keuchte, als er den Kuss beendete, und ihr Körper schien weder Knochen noch Muskeln zu haben, als er sie hochhob und auf die Frisierkommode setzte. Er zog ihr das verschwitzte weiße Shirt über den Kopf und warf es zur Seite. Dann folgte die Trainingshose, Dante streifte sie ihr vom Körper. Nackt saß sie auf der Kommode, nur noch mit ihrem Höschen bekleidet. Ihre Beine waren gespreizt; das weite V ausgefüllt mit Dantes herrlichem Körper. Das Frotteehandtuch, das seine aufgerichtete Männlichkeit bedeckte, rieb sich sachte an der Innenseite ihrer Schenkel.

„Sieh nur, was du mit mir angestellt hast“, sagte er, strich mit seiner Hand über ihren Unterarm und führte ihre Finger unter das Frottee zu der erstaunlichen Lanze aus festem Fleisch, die das Handtuch wie ein Zelt aufrichtete.

Als Tess ihn berührte, konnte sie nicht so tun, als wäre sie schüchtern. Sie streichelte sein mächtiges Glied und den prallen Sack darunter, schob die samtweiche Haut vor und zurück, nahm sich süße, quälende Zeit. Ihre Finger waren kaum lang genug, seine enorme Größe zu umfassen. Als der glatte, weiche Kopf seines Geschlechts in ihrer Hand verschwand, beugte sie sich vor, um seinen Waschbrettbauch zu küssen, und genoss die sanfte Nachgiebigkeit, die so viel Stärke barg.

Dante stöhnte auf, als sie spielerisch mit der Zunge über die komplizierten Linien seiner Tätowierungen glitt. Das Grollen seiner tiefen Stimme vibrierte an ihren Lippen. Seine starken Arme umfingen sie wie ein beschirmender Käfig, und die gewaltigen Muskeln schwollen an, als er die Kanten der Frisierkommode packte und sich ihr ganz und gar überließ. Sein Kopf war auf seine breite Brust gesunken, seine Augen fast geschlossen, aber sein Blick glühte intensiv auf, als Tess kurz zu ihm hochlinste. Sie lächelte, lehnte sich wieder an ihn, kreiste mit ihrer Zunge um seinen Bauchnabel und konnte der Versuchung nicht widerstehen, seine sanfte, glatte Haut mit ihren Zähnen zu zwicken. Er keuchte überrascht auf, als er ihre Zähne spürte.

„Ah, mein Gott … ja! Fester“, knurrte er. „Lass mich deinen kleinen Biss spüren, Tess.“

Sie wusste nicht, was über sie kam, aber sie tat, worum er bat, und biss zu, saugte sein Fleisch in ihren Mund und presste leicht die Kiefer zusammen. Ihre Zähne drangen nicht durch seine Haut, doch der scharfe Biss schien durch Dantes Körper zu reisen wie ein Flusslauf aus elektrischem Strom. Er machte eine kräftige, ruckartige Bewegung mit den Hüften und entfernte so das Handtuch, das auch sie schon einige Zeit gestört hatte. Als sie ihre Zunge erneut über die Stelle gleiten ließ, die sie eben zärtlich misshandelt hatte, erschauerte er tief.

„Hab ich dir wehgetan?“

„Nein. Hör nicht auf.“ Er beugte sich über sie und drückte ihr einen Kuss auf die nackte Schulter. Seine Muskeln waren straff gespannt, seine Erregung schwoll in ihrer Hand noch mehr an. „Meine Güte, Tess. Du bist so eine Überraschung für mich. Bitte, hör nicht auf.“

Sie hatte nicht vor, aufzuhören. Ihr war zwar vollständig rätselhaft, warum sie eine so starke Verbindung zu diesem Mann empfand -  ein derart überwältigendes Verlangen - , aber an Dante gab es vieles, was ihr rätselhaft war. Sie hatte ihn gerade erst kennengelernt, und doch war er schon so tief mit ihr vertraut, als hätte das Schicksal sie vor Jahrhunderten füreinander bestimmt und nun wieder zusammengebracht.

Was auch immer es war, Tess hatte kein Bedürfnis, es zu hinterfragen.

Ihr Mund arbeitete sich seinen Bauch hinunter zu seiner schmalen Hüfte, dann beugte sie sich vor und nahm den Kopf seiner Männlichkeit in den Mund. Sie saugte fest an ihm, dann ließ sie ihre Zähne sanft über sein Glied schaben, als sie sich zurückzog. Er stöhnte laut auf und spannte sich wie ein Pfeiler aus Stahl. Sie fühlte Dantes Puls schlagen, als sie ihn wieder in den Mund nahm, fühlte das klopfende Pochen seines Herzschlags entlang seiner geäderten Länge.

Sie konnte das Rauschen des Blutes spüren, das durch seinen Körper strömte, scharlachdunkel und wild, und für einen erschreckenden, absolut wahnsinnigen Augenblick wollte sie wissen, wie all diese Macht wohl auf ihrer Zunge schmecken würde.

 

Der mondbeschienene Fluss sah durch das getönte Beifahrerfenster des Geländewagens aus wie ein wogendes Band aus Schwärze. Und es war still. Keine anderen Autos auf der leeren, von Unkraut überwucherten Betonpiste, die einst einer alten Papiermühle als Parkplatz gedient hatte und seit ungefähr zwanzig Jahren unbrauchbar war. Ben Sullivan fand, es handelte sich um einen diskreten Ort für einen Mord, und das eisige Schweigen des schwer bewaffneten Mannes am Steuer gab ihm nicht viel Grund, auf etwas anderes zu hoffen.

Als der Wagen zum Stehen kam, bereitete Ben sich innerlich auf einen Kampf vor und wünschte höllisch, er hätte die 45er, die er im Apartment eingebüßt hatte, wieder in die Finger bekommen. Nicht, dass er erwartete, gegen diesen Kerl große Chancen zu haben, selbst wenn er bewaffnet wäre. Anders als sein dunkelhaariger Partner, der ganz und gar, von seiner Stimme bis zu seiner körperlichen Erscheinung, wie eine wandelnde Drohung wirkte, hielt dieser Typ seine Karten verdeckt. Er gab sich eisig und gelassen, aber Ben konnte die brodelnde Wut spüren, die unter der Oberfläche dieses glatten Mr. Cool-Auftritts rauschte, und das machte ihm Angst.

„Was ist los? Warum halten wir hier? Warten wir auf jemanden?“ Die Fragen sprudelten nur so aus ihm heraus, aber er war viel zu ängstlich, um sich darüber Gedanken zu machen, ob er sich anhörte wie Hühnerscheiße. „Dein Partner vorhin sagte doch, er will, dass du mich zu eurem Quartier bringst, oder?“

Keine Antwort.

„Nun, wo immer das sein mag“, sagte Ben und sah sich in der öden Gegend um, „ich kann mir nicht vorstellen, dass dies der Ort ist.“

Der Wagen lief mit Standgas. Der Fahrer stieß einen tiefen Atemzug aus und schenkte Ben einen eiskalten Blick. Die fahlen blauen Augen von diesem Kerl waren mordlüstern, gefüllt mit nackter, kaum zurückgehaltener Raserei. „Du und ich, wir werden jetzt ein kleines privates Gespräch führen.“

„Werde ich das überleben?“

Er antwortete nicht, schob nur eine Hand in die Innentasche seines Mantels und zog ein gefaltetes Stück Papier heraus. Ben erkannte im Licht der Armaturen die Reflexion eines Hochglanzfotos.

„Hast du diese Person schon einmal gesehen?“

Ben starrte auf die Aufnahme eines gut aussehenden jungen Mannes mit strubbeligen hellbraunen Haaren und einem breiten, freundlichen Lächeln. Er trug ein Harvard-Sweatshirt und gab dem Fotografen mit der einen Hand das Daumen-Hoch-Zeichen, während die andere Hand einen Bogen Papier hielt, dessen Briefkopf die Universitätssymbole schmückten.

„Nun, kennst du ihn?“

Die Frage war ein tiefes, knurrendes Geräusch, und während Ben sich sicher war, den Jungen schon mal gesehen zu haben, ihm sogar allein in dieser Woche ein paarmal Crimson verkauft zu haben, wusste er nicht, ob eine wahrheitsgemäße Antwort ihn retten oder auf der Stelle vernichten würde. Er schüttelte langsam den Kopf und hob seine Schultern zu einem unverbindlichen Achselzucken.

Plötzlich musste er würgen, denn sein Gesicht war gefangen in einem eisernen Griff, der ihn so fest drückte, dass er dachte, seine Kieferknochen müssten brechen. Gott, dieser Kerl hatte zugestoßen wie eine Viper -  nein, noch schneller, denn Ben hatte in dem beengten Platz des Vordersitzes noch nicht einmal wahrgenommen, dass er die Hand bewegte.

„Sieh genauer hin“, forderte Mr. Cool und drückte ihm das Foto direkt vors Gesicht.

„O … okay“, stotterte Bill und schmeckte Blut in seinem Mund, da er sich auf die Innenseiten seiner Wangen gebissen hatte. „Ja! Okay! Scheiße!“

Der Druck ließ ein wenig nach, verschwand. Er hustete und rieb seinen schmerzenden Kiefer.

„Hast du ihn gesehen?“

„Ja, ich hab ihn gesehen. Sein Name ist Cameron oder so ähnlich.“

„Camden“, verbesserte Chase mit hölzerner, hohler Stimme.

„Wann hast du ihn zuletzt gesehen?“

Ben schüttelte den Kopf und versuchte sich zu erinnern. „Ist nicht so lange her. Diese Woche. Er hing mit ein paar Ravern in einem Techno-Trance-Club ab, im North End. Ich glaube, es war das La Notte.“

„Hast du ihm -  was verkauft?“ Die Worte kamen langsam wie ein dickliches Geräusch, das von irgendetwas in seinem Mund behindert zu werden schien.

Ben riskierte einen vorsichtigen Blick. Im abgedunkelten Licht der Armaturen hatten die Augen von dem Kerl ein verrücktes Glänzen, die Pupillen waren nadelspitz, verschwanden im Zentrum von eisigem Blau. Frostige Kälte kroch in Bens Knochen und versetzte ihn instinktiv in höchste Alarmbereitschaft.

Etwas lief hier falsch, etwas lief hier völlig aus dem Ruder.

„Hast du ihm Crimson gegeben, du verdammtes Stück Scheiße?“

Ben schluckte schwer und gab ein wackeliges Nicken von sich.

„Ja. Der Kerl hat ein paarmal bei mir gekauft.“

Er hörte ein bösartiges Knurren und sah für den Bruchteil einer Sekunde das Aufblitzen weißer, scharfer Fangzähne in der Dunkelheit, bevor sein Hinterkopf gegen das Fenster geschmettert wurde und der Typ sich in höllischer Raserei auf ihn warf.

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